Sorry, lieber Goldfisch!

Wir schulden dem Goldfisch eine Entschuldigung. In Marketingkreisen wird er oftmals als Symbol für die (angeblich) gesunkene menschliche Aufmerksamkeitsspanne hergenommen. Der verbreitete Mythos: ein Goldfisch soll mit seinen 9 Sekunden Aufmerksamkeitsspanne dem digital gestressten Menschen überlegen sein. Das Problem: die wissenschaftliche Herleitung ist ausgesprochen wackelig. Um nicht zu sagen: frei erfunden. Was das mit Flagship Experiences zu tun hat? Eine Menge.

Alles begann mit einer Studie von Microsoft. 2015 veröffentlichte Microsoft die Ergebnisse einer Studie zum Thema Werbe-Wahrnehmung. Darin enthalten war eine Infografik, die zeigt, dass die menschliche Aufmerksamkeitsspanne im Jahr 2000 noch bei 12 Sekunden und im Jahr 2013 bei nur noch 8 Sekunden - womit wir dem Goldfisch offiziell unterlegen wären. Dessen Aufmerksamkeitsspanne liege nämlich bei 9 Sekunden.

Als Quelle wiederum wurde Statistic Brain angegeben und eine Studie von Weinreich, Obendorf, Herder und Mayer aus dem Jahr 2008. Darin werden die aufgeführten Statistiken nicht zitiert. Ein Artikel in Policy Viz ging der zweiten Quelle nach und fand keine relevanten Daten. Kurzum: mit höchster Wahrscheinlichkeit sind diese Zahlen schlicht frei erfunden. Dieser urban marketing myth ist entstanden, da diverse Medien und Portale die Goldfischgrafik ungeprüft aufgegriffen, übernommen und verbreitet haben.

Die Geschichte klang einfach zu gut!

Bis heute berufen sich Berater, Key Note Speaker und andere digitale Experten gerne auf die catchy Goldfischgeschichte, um zu verargumentieren, dass Inhalte zwingend super einfach gestaltet, und super schnell konsumierbar sein müssen! Andernfalls hätten User keine Chance mehr, Inhalte aufzunehmen. Oftmals wird daraus abgeleitet, warum wie kurz und begrenzt Content Marketing aufgebaut sein muss.

Was das alles mit Flagship Experiences zu tun hat? Eine Menge. Weil sie genau auf das Gegenteil aus sind. Anspruch einer digitalen Flagship Experience ist es, Usern und Besucherin einen schöne und gerne auch lange Zeit mit einem Produkt oder eine Marke zu bescheren. Es geht darum, User mit guten Inhalten zu fesseln und sie mit interessanten Interaktionen immer tiefer in die Inhalte eintauchen zu lassen. So entstehen großartige digitale Erlebnisse über einen längeren Zeitrahmen.

Wie beispielsweise in dieser großartigen Web Experience von Prometheus Fuels:

https://prometheusfuels.com

Hier erleben die User die große technologische Vision der e-fuel-company Prometheus in einem Scroll-Format unmittelbar, grafisch beeindruckend und eingängig. Je nach individuellem Tempo über mehrere Minuten.

Ein weiteres tiefergehendes Web Erlebnis bietet diese spielerisch angelegte Flagship Experience für Rotax:

https://racex.rotaxmaxdome.com/linz/intro

ROTAX MAXDOME Virtual Experience

In diesem Rennsport-Tutorial Profi erklärt der ehemalige Formel-1-Profi Alex Wurz wie man den e-Kart ideal über die Strecke des Rotax MAXDomes steuert. Auch hier zeigen die Analytics-Zahlen eine durchschnittliche Verweildauer der User über mehrere Minuten.

Abschließend ein kurzer Einblick in die durchschnittlichen Verweildauern, die für Websites oder Web Experiences als Richtschnur gelten können:

Eine Verweildauer unterhalb von 20 Sekunden reicht für Besucher so gut wie nie aus, um den Inhalt einer Webseite zu scannen, gar um Informationen aufzusaugen. Ausnahme hierfür sind natürlich Kontaktseiten.

Abhängig vom Zweck können 40 bis 50 Sekunden schon eine vernünftige Verweildauer für kurze knackige informationen darstellen.

Als guter Richt-Wert hat sich v.a im Google-SEO-Kosmos eine durchschnittliche Verweildauer von 2 Minuten über alle Seiten hinweg pro Unique Visitor durchgesetzt.

Gut gestaltete Ratgeberseiten können und sollten mehrere Minuten Verweildauer erzielen.

Flagship Experiences sind in der Lage nochmals längere durchschnittliche Verweildauern zu erreichen. Abhängig von Inhalt, Zweck und Design der User-Journey natürlich.